Der SK-6 ist das Nachfolgemodell des SK-5. An ein Nachfolgemodell knüpft man gewisse
Erwartungen in bezug auf technische Verbesserungen. Diese Erwartungen erfüllt der SK-6
nicht. Er weist genüber seinem Vorgänger eher Defizite auf. Das Gerät sollte für
Stereowiedergabe gerüstet sein. Bei seinem Erscheinen gab es aber nur die Stereo-Schallplatte.
Die Rundfunk-Stereophonie befand sich noch im experimentellen Stadium.
Daraus mögen sich gewisse Ungereimtheiten in der Konzeption des
Gerätes erklaren.
- Im Hf-Teil sind Sk-5 und SK-6 identisch.
- Das Nf-Teil ist 2-kanalig; es gab 2 Versionen:
Im SK-6 findet man in den Endstufen 2 x EL 95.
Im SK-61 sind ein Kanal mit EL 84, der zweite mit EL 95 bestückt.
- Im SK-6 wird eine EF 89 als Mischröhre betrieben.
Die AM-Oszillator-Frequenzen werden dazu im UKW-Hf-Teil generiert.
Später übernahm dann im SK-61 die ECH 81 diese Funktion.
Vergrößerung durch An-klicken
|
|
| |
Ansicht (gesamt) |
Innenansicht |
Chassis (Rückseite) |
Tuner |
|
|
|
|
Chassis vorne |
Stereo-Anzeige |
Decoder |
Netzteil + Relais |
Beschreibung
Der Phonosuper SK-6 wurde ab 1961 produziert, SK-61 war das Nachfolgemodell
Das Design entspricht dem SK-4, einem Entwurf von Hans Gugelot und Dieter Rams.
Gehäuse:
Stahlblech, weiß lackiert
Seitenteile aus Sperrholz in Rüsternfurnier
Deckel aus Acrylglas
Technische Daten:
Kreise: 8 AM, 9 FM
Betriebsarten: UKW M L, Phono, Band
Röhren:
SK-6: ECC 85, 2 x EF 89, ECC 83, 2 x EL 95
SK-61: ECC 85, ECH 81, EF 89, ECC 83, EL 84, EL 95
Plattenspieler: PC 4
Endstufen:
SK-6: 2 x 2 Watt
SK-61: 3 + 2 Watt
Funktionsbeschreibung:
Das Empfangsteil (AM / FM) entspricht einem Standard-Super der Mittelklasse.
Man findet das identische Konzept schon in der SK-2-Serie und später auch noch im RT-20.
Im SK6 fehlt, wie im SK5, noch die Mischröhre ECH 81. Ein System der ECC 85 arbeitet im
AM-Bereich als Oszillator.
Die 1.Zf Röhre (EF 89) übernimmt am Bremsgitter die Mischung. Ab dem SK-61 wird mit der
nun verfügbaren Mischröhre ECH 81 die gängige Standardbestückung erreicht.
Im Nf-Teil hat man das brummempfindliche Triodensystem der EABC 80 durch eine ECC 83 ersetzt,
die als Nf-Vorstufe für beide Stereo-Kanäle dient. Die Hf-Gleichrichtungen haben Kristall-Dioden
übernommen.
2 EL 95 (SK-6) bilden die Endstufen. Es gibt noch eine Gegenkopplung zur Klangkorrektur von der
Sekundärwicklung des Ausgangstrafos hin zum Lautstärkeregler an der Eingangsstufe.
Nf-seitig ist der SK-6 mit 2 + 2 Watt Endstufenleistung grenzwertig ausgerüstet. Man hätte
dem Gerät 2 stärkere Endstufen spendieren sollen. Aber das hätte ein kräftigeres Netzteils
verlangt. Es bleibt ein Geheimnis, warum das nicht geschah.
Bei den Restaurierungsarbeiten kam mir der Gedanke, die rudimentären Stereo-Anlagen konsequent
auszubauen. Einen Stereo-Plattenspieler gab es ja bereits, aber es fehlte die Hf-Sterophonie.
Umbau und Restaurierung:
Das Gerät befand sich in defektem Zustand. Die Kontrolle der Betriebsspannungen ergab,
dass die meisten teervergossenen Papp-Kondensatoren 'undicht' waren. Daraufhin wurden alle
Exemplare dieses Typs ersetzt. Die Wirkung war ein voller Erfolg !
Die Nachrüstung eines Stereo-Decoders war offensdichtlich nicht vorgesehen. Aber der Einbau
einer solchen Komponente hätte das Gerät erheblich aufgewertet. Also entschloss ich mich zu
diesem Schritt.
Als geeigneter Decoder-Baustein erwies sich der KEMO Nr. B127 (Oppermann, Hinkel).
Stromversorgung: 4.5 - 12 Volt, 2-3 mA.
Die Strom= versorgung erfolgt durch ein separates kleines Netzteil mit 15-Volt-Trafo.
Die nötigen 12 Volt erreicht man nach der Gleichrichtung durch einen Spannungsregeler 78L12.
Problematisch war die zweikanalige Umschaltung der Signale Phono / Radio. Am Schalter 'Phono'
waren nur 3 Schaltkontakte verfügbar. Die Direktanschlüsse sind kaum zugänglich. Man müsste
dazu das gesamte Tastenagregat ausbauen; ein Unterfangen, das mir zu abenteuerlich erschien.
Ich löste das Problem durch ein Relais. Dieses wird über einen Transitor (BC107) betätigt.
Die Steuerspannung erhält der Transitor von einem Widerstandsteiler, der seine Richtspannung
am Schaltkontakt für die Anodenspannungs-Versorgung des Hf-Teils abgreift. Dieser Schalterpunkt
wird in Stellung Phono spannungslos.
Am Relais liegen das Phono-Signal und der Stereo-Decoder-Ausgang. Der Decoder erhält am Eingang
die Signale der Demodulatorstufen. Das AM-Signal kann den Decoder ungehindert passieren.
Beim Ratio-Ausgang ist noch am Hf-Siebglied C31 zu entfernen. Es würde den 19 kHz-Pilot-
Ton abschwächen oder sogar ganz unterdrücken.
Die Gesamte Anordnung (Decoder, Relais-Schaltstufe. Netzteil) findet bequem unter dem Druck
tastenagregat einen Platz.
Der Schalter zur Abschaltung des Gehäuse-Lautsprechers an der Rückseite betätigt jetzt die
Mono-Stereo-Umschaltung der NF-Eingänge, und er deaktiviert gleichzeitig den Stereo-Decoder.
Auf diese Weise kann das Gerät auch im einkanaligen Mono-Betrieb nur mit dem Gehäuse-Lautsprecher
arbeiten.
Die Anbindung des Balanceregeler wurde vom Phono-Eingang entfernt und direkt an die Anoden
der 1.Nf-Vorstufen gelegt. Zwei 10-kOhm- Widerstände begrenzen den Balanceregeler (1 MOhm)
oben und unten. Je ein Kondensator (10 nF) trennt die Reglereinheit von der Anoden= gleichspannung.
Somit ist die Balance-Regelung bei allen Schaltstellungen (Phone + Radio) wirksam.
|
|
|
|
Komponenten-Schema |
Zusatz-Stromversorgung |
Motor |
Plattenspieler (Schaltschema) |
Restaurierung und Umbau des Plattenspielers
Der Plattenspieler (Modell PC4) ist die Weiterentwicklung des PC3 im SK-5. Der Drehteller
hat ein geändertes Design. Gewicht und Lagerung sind aber gleich geblieben. Der Antrieb
des PC3 wurde im Prinzip übernommen, nur der Motor erscheint stärker zu sein. Es ist ein
Asychronmotor mit Kondensator als Phasenschieber. Durch Variation dieses Kondensators
lässt sich die Drehzahl korrigieren.
Der Tonarm ist neu gestaltet und mit einer automatischen Aufsetzhilfe versehen. Die Bedienung
ist jedoch sehr schwergängig und hakelig, so dass die Platte dadurch eher gefährdet wird. Das
Auflegen mit abgestützter Hand ist zu bevorzugen !
|
|
|
|
Phono-Verstärker |
Phono-Verst. (Schaltung) |
Tonarm mit AT95E |
Schaltbild SK-6 |
Im Tonarmkopf befand sich ein Stereo-Kristallsystem (ELAC: KST 102).
Die Funktionsweise der Kristall-Systeme beruht auf dem Piezo-Effekt von kritallinen
Strukturen (Seignett-Salze, Bariumtittanat). Die Stoffe sind empfindlich gegen Feuchtigkeit
und Wärme. Sie waren billig in der Herstellung und gaben hohe Spannungspegel ab,
wodurch sich der beliebte Einsatz in Radio-Geräten erklärt.
Kritallsysteme kamen nach dem Kriege in den 50er-Jahren in den Handel und lösten die bis dahin
existierenden 78er-Nadeln ab. Sie wurden mit (weichen) Saphiren ausgerüstet, deren gewollte
Abnützung die Plattenrille schonten. Die Auslenkung war nur in der Horizontalen möglich,
die Nachgiebigket (Complienance) war ensprechend justiert.
Die Einführung der Stereo-Schallplatte erhöhte die Anforderungen gewaltig.
Eine Stereo-Platte hat eine horizontale und eine vertikale Abtastkomponente für R und L.
Die Koordinatenachsen wurden um 45 Grad gekippt, um die Laufwerkserschütterungen (Rumpeln) zu kompensieren.
Ein Stereo-System ist diesbezüglich also immer günstiger, auch wenn es nur zur MONO-Übertragung
herangezogen wird.
SONY hat mit der Einführung seiner SQ-Quadrophonie die Anforderungen noch höher
getrieben. Dort wird zusätzlich die Phasenverschiebung zwischen R und L mit in die Rille
kodiert.
Wenn man einem Zusatzverstärker das R-minus-L-Signal zuführt, erhalt man das rückwärtige
3D-Raumsignal. Die Abtastmadel muss jetzt eine Helix bechreiben ! Auch normale Stereo-
Schallplatten lassen sich diesbezüglich optimieren, wenn man einen solchen SQ-Decoder von
SONY anschließt.
Liereaturhinweis: Moderne Schallplattentechnik, Fritz Bergtold, Radiopraktiker-Bücherei,
Franzisverlag # 63-65 (1959)
Aus diesen Darlegungen ergibt sich, dass Kristallsysteme, wenn überhaupt, nur eingeschränkt
tauglich sind. Nach wenigen Jahrzehnten werden sie unbrauchbar.
Das System in meinem SK-6 produzierte scheußlich plärrende Klänge mit kaum noch hörbaren
Bässen. Ich veruchte das Problem durch eine vorgeschaltete Frequenzgangkorrektur in den Griff
zu bekommen, was aber nur zu unbefriedigenden Ergebnissen führte.
Ich habe deshalb den schon im SK-5 erfolgreichen Weg beschritten und auch hier das
Magnet-Stero-System Audio Techmica AT 95E in den Tonarm eingebaut. Zur Vorverstärkung
dienen 2 modifizierte Mikrofon-Vorverstärker (CONRAD # 197688). Die Stromversorgung kommt aus
dem kleinen Zusatz-Netzteil, das für den Stereo-Decoder und die Relais-Schaltung eingerichtet
wurde.
Gesamteindruck
Der SK-5 war ein rundum gelungenes Produkt, ein genialer Wurf !
Was blieb, ist nur das äußere Design und der sympathische Gehäuseklang.
Die Änderungen (sprich: Neuerungen) sind allesamt eher nachteilig und keine Verbesserung.
- Der SK-6 hat noch eine Höhenregelung im Gegenkopplungszweig. Im SK-61 ist diese zu einer
reinen Tonblende verkümmert.
- Der Tiefenregler fehlt ganz. In einem solchen Gerät ist er eigentlich unverzichtbar.
Der Balance-Regler, den man dort gewiss nicht braucht, nimmt seinen
Platz ein. Er hätte gut auf der Geräterückseite angebracht werden können.
- Statt der kräftigen 4-Watt-Endstufe des SK-5 (Röhre EL 84) gibt es nur noch 2 x 2 Watt
über beide Kanäle. Man erreicht zusammen mit dem Gehäuse
lautsprecher leider nicht mehr das satte Klangvolumen des SK-5. Im SK-61 wurde das durch
die Kombination (3 + 2 Watt / EL 84 + EL 95) ein klein wenig verbessert.
- Warum wählten die Konstrukteure nicht die Kombination ECC 83 + ELL 80.
Man hätte dann den kompletten Chassis-Aufbau des SK-5 ohne mechanische
Änderungen übernehmen können.
Braun hat stattdessen das Chassis im Nf-Teil des SK5 durch eine wenig
ideenreiche Bastelarbeit modifiziert.
- Eine konstruktive Vorbereitung für die damals sich abzeichnende Rundfunk-Stereophonie
fehlt völlig.
- Der mechanisch aufwendigere Plattenspieler (PC4) bringt gegenüber dem PC3 des
SK-5 keinen überzeugenden Vorteil.
Der Antrieb ist gleich. Die hinzugekommene Aufsetzhilfe ist schwergängig
und hakelig.Sie schadet deshalb mehr, als sie nützt.
Der ursprüngliche Plattenspieler des SK-5 passte außerdem für mein
Empfinden stilistisch besser zum Gesamt-Design.
Die Optik des SK-6 lässt einen vollwertigen Stereo-Phono-Super vermuten.
Das hat BRAUN leider nicht (oder nicht mehr) erfüllt !
Erst durch Einbau des Stereo-Decoders und Aufrüstung des Plattenspielers mit
einem Stereo-Magnetsystem AT995E hat sich mein SK-6 zu einem Stereo-Gerät
mit vollwertiger Alltagstauglichkeit entfaltet.
Gemessen an dem heutigen ('modernen') Plastik-Ramsch verdient der SK-6 aber
trotz aller Kritik immer noch den Vorzug.
|
Herbst 2017 / Frühjahr 2018 |
|