BRAUN
Radio TS_31
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Front_Ansicht | Innen-Ansicht | Rückseite |
Verdrahtung | Chassis (RC 82) | Stereo-Decoder + Netzteil |
Beschreibung
Der Radio-Empfänger TS 31 erscheint im Braun-Katalog ab 1961 mit dem Chassis RC82.
Das Vorgängermodell (TS 3) enthielt noch das Chassis RC81.
Der Hf-Teil (Radio) ist bei RC81 und RC82 völlig identisch. Im Nf-Teil finden wir auch 2 Stereo-
Kanäle mit je einer EL84 als Endstufe im Eintaktbetrieb.
Das Chassis RC82 gleicht dagegen mehr dem des RCS 9 (Steuergerät).
Es gab 3 Gehäuseausführungen: Rüstern, Nussbaum, Teak
Umbau und Restaurierung:
Anpassung des Decoders an die Schaltungsumgebung:
Der Decoder ist für universellen Einsatz konzipiert.
Für die hochohmige Röhren-Umgebung sollten einige Komponenten auf der Platine ausgetauscht
werden. Wo und wie das geschehen muss, ist bereits unter 'BRAUN RCS 9' (Web-Seite) ausführlich beschrieben.
Die Phono/Tonband-Eingänge wurden überarbeitet und neuzeitlichen Anforderungen
angepaßt. Sämtliche Entkopplungswiderstände für Ein- und Ausgänge wurden
einheitlich durch 100 kOhm-Werte ersetzt. Auch die Dioden-Spannungsteiler (Bandaufnahme) sind in
der ursprünglichen Form verzichtbar. Detail-Angaben unter 'BRAUN RCS 9' (Web-Seite).
Der BRAUN TS 31 erfüllt alle Erwartungen an ein Radio-Gerät. Der Aufbau ist stabil,
und alles fühlt sich solide an. Die Empfangs=
Das Gehäuse erschein zum ersten Mal 1957 im Katalog. Das Design stammt von Herbert Hirche,
Stuttgart.
BRAUN bestückte das Gehäuse nacheinander mit den Chassis-Modellen RC62, RC81 und RC82.
Nur hat letzteres 2 Gegentaktendstufen (2x ELL80).
Technische Daten:
Kreise: 11 AM, 12 FM
Betriebsarten: U K M L, Phono, Band
Röhren: ECC 85, ECH 81, EF 89, EBF 89, 2x ECC 83, 2x EL 84
Endstufen: 2x 4 Watt
Zusatzfunktionen: Peilantenne (Ferrit) für M L, Scharfabstimmung (UKW),
Funktionsbeschreibung:
Der Empfangsteil entspricht einem Super der oberen Mittelklasse. Der FM-Teil ist
sehr leistungsfähig (Empfindlichkeit, Trennschärfe), der AM-Teil erbringt
dagegen eher durchschnittliche Leistungen. Die Endstufe hat eine lineare Gegenkopplung.
RC-Glieder zur Klang=
korrektur fehlen. Daraus resultiert eine neutrale, objektive Klang
wiedergabe ohne dröhnende Bässe und zischende Höhen, wie man sie vom
Durchschnittsradio dieser Zeit kennt. Diese Eigenschaft mag damit zusammenhängen,
dass das Chassis in diverse Einheiten eingebaut wurde und damit für alle Lautsprecherkombi
nationen tauglich sein musste. Die im vorliegenden Radio-Gehäuse vorhandnen Lautsprecher
werden an der Geräterückfront eingesteckt. Das unterstreicht die Vermutung,
dass man hierbei vorsorglich an die Betriebsoption von externen Lautsprechern gedacht hatte.
Eine Funktionsbesonderheit, die aus heutiger Anwendersicht keinen so rechten Sinn ergibt,
sind die Optionen 'Phono I' und 'Phono II', mit je einer Drucktaste
schaltbar.
'Phono I' bedient den Plattenspieler und das Tonband, 'Phono II' dagegen
trennt die Kanäle auf in simultane Phono- und Radiowiedergabe. Die Lautstärke
des Phonokanals regelt der Hauptregler. Für den Radiokanal ist ein Extra-Regler
auf der Apparatenrückseite vorgesehen. Die Balance (auch auf der Rückseite) ist nur
in Stellung 'Phono' wirksam.
Das Gerät befand sich in defektem Zustand. Die Kontrolle der Betriebsspannungen ergab,
dass die meisten teervergossenen Kondensatoren an kritischen Stellen 'undicht' waren.
Daraufhin wurden alle Kondensatoren dieses Typs generell ersetzt. Die Wirkung war ein voller Erfolg !
Die Frage bleibt offen, ob das Radio von BRAUN zur Nachrüstung für einen Stereo-Decoder
vorgesehen war. Die Schaltungskonzeption ließ aber eine solche Vermutung zu (vgl. RCS 9). Ein geeigneter Decoder-Baustein ist der KEMO Nr. B127 (Oppermann, Hinkel).
Stromversorgung: 4.5 - 12 Volt, 2-3 mA. Mit 8.5 Volt, die man durch Gleichrichtung und Siebung
aus der Heizspannung gewinnt, arbeitet der Baustein einwandfrei. Er ist zwischen Demodulator-Ausgang
und Nf-Eingang über das Drucktastenagregat eingefügt. Er bleibt auch in Stellung AM
eingeschaltet und läßt dieses Signal ungehindert passieren. Nur in Stellung 'Phono' wird er aus dem Signalweg herausgenommen. Das gelingt mit den vorhandenen Kontakten des Drucktastenagregats. Die Stereoanzeige (LED) findet hinter der Skalenscheibe neben dem
Magischen Auge einen geeigneten Platz, ohne das äußere Design des Gerätes zu stören.
Die Röhre EM 84 (Magisches Auge) wurde durch EM 87 ersetzt. Letztere ist empfindlicher für die Anzeige schwacher Sender. Einzige Änderung: der Anodenwiderstand
muss auf ca.150 kOhm verringert werden.
Der Balanceregeler (Phono-Eingang) wurde entfernt. Seine Aufgabe übernimmt der
für den Phono II-Eingang ursprünglich vorgesehene Regler. Er wurde an die Anode der
1.Nf-Vorstufe angebunden. Zwei 10-kOhm-Widerstände begrenzen den Balanceregeler (1 MOhm)
oben und unten. Je ein Kondensator (10 nF) trennt die Reglereinheit von der Anodengleichspannung.
Die Option Phono II wurde aufgegeben, weil es unzumutbar ist, einen Wiedergabekanal von der Geräte
rückwand aus zu bedienen !
Die Phono II-Taste dient jetzt zur Umschaltung des Stereo-Decoders oder des Phono-Eingangs auf 'mono/stereo'.
In den beiden Löchern des alten Mono-Flachsteckers fanden zwei Cinch-Buchsen Platz. Damit
wurde ein zusätzlicher Anschluss für einen CD-Player geschaffen.
Durch diese Maßnahmen entsprechen die Pegelverhätnisse nun denen moderner Geräte
und es passt zu den neuzeitlichen Medien (Tonband, Kassette, CD). Außerdem verfügt
das Gerät jetzt auch über Rundfunk-Stereophonie,
leistungen sind gut und entsprechen den
Bedürfnissen des täglichen Gebrauchs (Wortsendungen und Musik, für die es sich
nicht lohnt, die Stereo-Anlage anzuwerfen). Auch mit den eingbauten Lautsprechern ist trotz
des geringen Abstandes Stereo-Wiedergabe möglich (Raumklangeffekt) !
Das Design überzeugt durch seine unaufdringliche und vornehme Schlichtheit. Das steht im
Gegensatz zu der Überladenheit anderer vergleichbarer Produkte von damals und heute.
Es macht Spaß, das Gerät anzusehen und mit ihm Radio zu hören.
August 2009